EM-Bericht von Jennifer Wolbert, Team-Managerin Deutsche Motoball-Nationalmannschaft

Die Motoball-Europameisterschaft dieses Jahres wird den deutschen Spielern und ihren zahlreichen mitgereisten Fans noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur aufgrund des packenden Finales, das die deutsche Mannschaft knapp mit 2:3 gegen Gastgeber Frankreich verlor, sondern auch wegen der herausfordernden Umstände, unter denen die Spiele stattfanden und die die Mannschaft beeindruckend meisterte.

Ein Kampf gegen widrige Umstände

Schon vor dem Anpfiff des ersten Spiels des Turniers stand fest: Die Rahmenbedingungen dieser Europameisterschaft sind alles andere als optimal.

Nach Inaugenscheinnahme der vom Veranstalter zur Verfügung gestellten miserablen Unterkunft und dem vorgesehenen Speiseplan, auf dem sich keine einzige warme Mahlzeit finden ließ, entschied das deutsche Team kurzerhand, noch am Anreisetag auf eigene Kosten eine alternative Unterkunft zu beziehen. Auch von der spärlichen Ausstattung der Platzanlage, auf der die Europameisterschaft ausgetragen wurde, ließ man sich nicht abschrecken. Der Maschinen-LKW wurde kurzerhand zur Umkleidekabine umfunktioniert, die Spielerfrauen sprangen als Köchinnen ein und die Stimmung im Team stieg stetig merklich an.

Anpassung an fremde Regeln erschwerten die Gruppenphase

Die deutsche Mannschaft zeigte sich vom ersten Spiel an entschlossen und flexibel. Obwohl man sich an ungewohnte Regelauslegungen anpassen musste, gelang es den Spielern schnell, sich in die für sie neue Spielweise, die ausschließlich in Frankreich praktiziert wird, hineinzufinden. Mit vollem Einsatz kämpften die Spieler um jeden Ball und bewiesen auf und neben dem Spielfeld einen außergewöhnlichen Teamgeist. Trotz aller Widrigkeiten ließ sich das Team nicht aus der Ruhe bringen und zeigte durch das ganze Turnier hindurch eine starke Leistung. Nach einem ungefährdeten 8:0-Sieg im Halbfinale gegen Litauen zog die Deutsche Mannschaft in das Finale gegen Frankreich ein.

Fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen

Ließ man im Halbfinale noch Vernunft siegen und besetzte die zunächst nicht länderunabhängig eingeteilten Schiedsrichter schließlich doch noch um, hielt die Jury trotz zahlreicher Proteste der beteiligten Nationen an ihrer Entscheidung fest, wie auch am ersten Spieltag Schiedsrichter aus den Ländern der Finalteilnehmer einzusetzen. Dies führte zu einigen fragwürdigen, leider spielentscheidenden Entscheidungen zugunsten der französischen Mannschaft, die ihr Spiel ansonsten einfallslos führte.

Von Beginn an zeichnete sich das Spiel durch eine besonnen agierende deutsche Mannschaft aus, die mit Anpfiff fest im Spiel stand. Bereits in der zweiten Minute erzielte Kapitän Max Schmitt das erste Tor für Deutschland. Zum Ende des ersten Viertels musste Deutschland nach einer grünen Karte für Jannis Schmitt und Marco Weis mit zwei Mann in Unterzahl spielen, doch der Gegner konnte diesen Vorteil nicht zu seinen Gunsten nutzen. Im zweiten Viertel folgte der nächste Treffer durch Jannis Schmitt, der die französische Defensive geschickt ausspielte und den Ball präzise ins Eck des Tores setzte. Kurz darauf konnte Frankreich einen 11m-Strafstoß, über dessen Berechtigung man streiten möchte, zum 2:1 verwandeln.

Doch das deutsche Team ließ sich von diesem Gegentreffer nicht beeindrucken und setzte sein konzentriertes Spiel fort. Die erste Halbzeit endete ohne weitere Tore.

Nach der Halbzeitpause wurde die Partie zunehmend härter, die Entscheidungen des französischen Schiedsrichtergespanns unverständlicher. Frankreich gelang es, einen Ball über die deutsche Defensive zu lüpfen und an den Fingerspitzen von Torwart Pascal Grüßinger vorbei im Tor zum 2:2 Ausgleich zu versenken. Doch die deutsche Mannschaft war keinesfalls bereit, das Spiel aufzugeben. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung drängten die Spieler auf einen Führungstreffer, wurden jedoch immer wieder durch Spielunterbrechungen an einem Schuss, geschweige denn einem Spielfluss gehindert.

Mit einem Spielstand von 2:2 ging es in das letzte Viertel der Partie. Das Spiel wurde nun von Minute zu Minute intensiver, die Deutschen kämpften um jede Sekunde Spielfluss und setzten die französischen Gegner immer wieder unter Druck. Doch trotz aller Bemühungen konnte Frankreich mit einem gezielten 16m-Freistoß mit 2:3 in Führung gehen.

Deutschland warf indessen alles nach vorne, um den Ausgleich zu erzielen. Doch neben den hart umkämpften Szenen auf dem Platz gerieten auch die Entscheidungen des französischen Schiedsrichters immer mehr in den Fokus. Umstrittene Pfiffe sorgten für Unverständnis auf der deutschen Seite, ein Spielfluss konnte nicht mehr aufgebaut werden.

Trotz aller Anstrengungen und einer kämpferischen Schlussphase konnte es dem deutschen Team nicht mehr gelingen, den Ausgleich zu erzielen. Mit dem Schlusspfiff standen die Franzosen als neuer Europameister fest.

„Wir können stolz darauf sein, dass das Finale so knapp ausging“, sagt Max Schmitt über den unglücklichen Verlauf des Spiels. „Obwohl wir unser gesamtes Spiel umstellen mussten und dafür auch noch denkbar wenig Zeit hatten, haben wir mit den Franzosen mithalten können, die so spielen durften, wie sie es gewohnt sind.“

Ein Zeichen von Zusammenhalt und Teamgeist

Trotz des verpassten Sieges bewies die deutsche Mannschaft, was eine Europameisterschaft ausmachen sollte: vereins- und länderübergreifende Kameradschaft sowie der Kampf für ein gemeinsames Ziel und Sportgeist. Der einzigartige Zusammenhalt innerhalb der gesamten Mannschaft war in diesen Tagen besonders spürbar. „Nach der langen Pause im internationalen Motoballsport sind wir als zusammengewürfelter Haufen zur Europameisterschaft gefahren und als Einheit zurückgekehrt“, sagt Torwart Luca Konrad. Die Mannschaft hat mit ungebrochenem Teamgeist gezeigt, dass wahre Stärke nicht nur im Erzielen von Toren, sondern auch im Miteinander liegt. Die Motoball-Europameisterschaft 2024 wird also nicht nur wegen der schwierigen Bedingungen in Erinnerung bleiben, sondern auch als ein Beispiel dafür, wie Sportler aus verschiedenen Vereinen und aus verschiedenen Ländern trotz aller Herausforderungen zusammenkommen, um allen Widrigkeiten zu trotz fair und entschlossen um den Sieg zu kämpfen.

Zum Abschluss möchte sich die Deutsche Mannschaft bei all ihren Unterstützern bedanken. Ohne die großzügige Hilfe unserer Förderer, die engagierte Arbeit der Trainer, Mechaniker und Betreuer sowie die unermüdliche Unterstützung der Fans und Familien wäre die Teilnahme an der Europameisterschaft nicht möglich gewesen. Euer Rückhalt und eure Begeisterung haben uns durch jedes Spiel getragen und in den schwierigen Momenten ganz besonders motiviert. Danke, dass ihr an unserer Seite seid!

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