Von außen betrachtet könnte man beim Motoball auf den Gedanken kommen, dass die schnellste Mannschaftssportart der Welt ein reine Männersache ist. Aber weit gefehlt! Im deutschen Motoball geht es ohne Frauen nicht. Beim MSF Tornado Kierspe, MSC Malsch oder MSC Ubstadt-Weiher wird der Vereinsvorsitz von Frauen gestellt und sie sind auch in anderen verantwortlichen Positionen in den Vereinen tätig. Im Fachausschuss Motoball sind mit Lisa Karakas als DMSj-Jugendfachberatin und Jennifer Wolbert als Teammanagerin der Nationalmannschaft zwei verwantwortungsvolle Posten fest in weiblicher Hand. Auch auf dem Platz gibt Jennifer Wolbert als Schiedsrichertin und Mareike Hemmer als Spielerin beim 1. MSC Seelze Vollgas.
Seit nun mehr 14 Jahren ist Jennifer Wolbert schon als Schiedsrichterin auf den Plätzen der Motoball-Bundesliga unterwegs. „Meine Mama hat mich 2004 zum Play-Off-Halbfinale Taifun Mörsch gegen Ubstadt-Weiher mitgenommen und ich war so begeistert, dass ich 2005 direkt das erste Mal selbst auf dem Platz – an der Linie – stand“, erzählt die 30-Jährige. Schnell stand der Entschluss fest als Schiedsrichterin aktiv am Motoball-Geschehen teilzunehmen. Auf dem Platz hat sich Wolbert schnell Respekt verschafft. „Ich mache das genauso wie die männlichen Kollegen – wer nicht hören will, fliegt raus“, erzählt sie mit einem Lächeln. „Ich hatte zum Glück nie das Gefühl, dass die Spieler ein ‚Autoritäts‘- oder sonstiges Problem mit mir hätten. In der Regel machen sie, was ich pfeife – mal mit mehr, mal mit weniger Diskussion, aber das ist ja völlig normal und in Ordnung.“
Etwas gedauert hat es nach Jennifer Wolbert allerdings mit der Akzeptanz von außen: „Durchsetzen musste ich mich – vor allem in der Anfangszeit – immer eher den Zuschauern gegenüber. Da hatte der ein oder andere weitaus mehr Probleme, eine Frau auf dem Platz zu akzeptieren, als es bei den Spielern je der Fall war. Inzwischen sind aber auch diese ‚Stinkstiefel‘ um einiges ruhiger geworden und die paar wenigen übrig gebliebenen interessieren mich nicht mehr sonderlich – dafür gibt es viel zu viele liebe Zuschauer, über die man sich freuen kann.“ Die Tätigkeit als Schiedsrichterin kann die Juristin nur wärmestens weiterempfehlen. „Wer aktiv auf dem Feld stehen will, braucht zwar erfahrungsgemäß geschlechtsunabhängig ein dickes Fell, aber zum einen wächst man ja mit seinen Aufgaben und zum anderen darf man nicht vergessen, dass Pfeifen auch Spaß machen kann. Also Mädels, traut euch.“ Mittlweile gibt es mit Ina Weingärtner eine zweite, aktive Schiedsricherin.
Getraut hat sich auch Mareike Hemmer. Die 18-Jährige ist ein fester Bestandteil des Spielerkaders des 1. MSC Seelze. Sie spielt seit ihrem elften Lebensjahr Motoball beim Bundesligisten. „ Motoball ist für mich die Schnelligkeit kombiniert mit Taktik und Motorrad sowie Ballkontrolle. Diese Kombination findet man in keiner anderen Sportart auch nur annähernd wieder. Gerade für mich als Frau ist natürlich auch noch einmal ein gewisser Adrenalinkick dabei, mich gegen deutlich ältere Männer durchsetzen zu müssenn“, erzählt Hemmer mit Begeisterung. Die Schülerin kam zum Motoball aufgrund einer Zeitungsanzeige, in der Nachwuchs für den 1. MSC Seelze gesucht wurde. „Meine Mutter hat mir vorgeschlagen, dort zum Training zu gehen – obwohl in der Anzeige zwölfjährige Jungs gesucht wurden. Meine Motivation war zwar zu Beginn ein wenig beeinträchtigt, da gerade die Jungs nicht sehr begeistert davon waren, ein Mädchen in der Mannschaft zu haben. Doch nach einigen Monaten haben sie sich daran gewöhnt und es akzeptiert.“
Dass es nicht mehr Frauen in den Mannschaften der Motoball-Bundesliga gibt hat für Mareike Hemmer folgenden Grund: „Sich als Frau durchzusetzen ist nach wie vor schwierig und gerade die körperliche Unterlegenheit macht sich deutlich bemerkbar.“ Trotzdem bräuchte sie kein Einzelfall sein: „Ich denke jedoch, dass jede Frau durch vorausschauende Taktik und viel Training die körperliche Unterlegenheit sehr gut ausgleichen könnte. Es ist nur eine Frage der Einstellung, ob man das schaffen kann oder nicht.“